Unberührbarkeit aufgrund seines Geschlechts
Wenn ich einen Wunsch hätte, dann wäre es, dass Mädchen frei wählen könnten, was sie werden wollen, und nicht von Männern dominiert zu werden. Frauen sollen ihre eigene Stimme haben, ohne sich dafür schämen zu müssen, was die Gesellschaft denken könnte. Unser Platz ist nicht nur in der Küche oder beim Kinderkriegen, wir haben unser eigenes Leben. Ich wünsche mir, dass alle die gleichen Rechte haben.
Nepal, Southern Asia
Eine Geschichte von Pabita Timilshina. Übersetzt von Mira Kinn
Veröffentlicht am February 23, 2020.
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Es gibt in Nepal eine strenge, unausgesprochene Regel über die Menstruation, die noch in vielen Gegenden praktiziert wird. Bei den ersten drei Menstruationen müssen Frauen das Haus verlassen, also irgendwo außerhalb, für den Zeitraum der Periode, leben. Bei der zweiten und dritten werden sie in einem Raum isoliert und dürfen ihre Familie nicht sehen. Nach drei Malen dürfen sie zu Hause schlafen, aber nur auf dem Boden. Im Grunde werden sie wie Hunde behandelt. Sie müssen aus verschiedenen Töpfen, mit verschiedenen Löffeln essen usw. Danach müssen sich die Frauen duschen und dürfen trotzdem nicht kochen. Erst nach dem fünften Tag dürfen sie wieder bei ihren Männern schlafen und ihre Babys anfassen.
In sehr abgelegenen Gebieten gibt es sogar noch das „Chaupadi-System“, welches besagt, dass die Familien ihre Töchter in kleine Hütten schicken, ohne Wasser und Strom. Dies ist zwar von der Regierung eingeschränkt, aber immer noch ein gängiger Brauch. Es wurden Statistiken veröffentlicht, die aussagen, dass jedes Jahr 20-25 Frauen wegen dieses Systems sterben: beispielsweise wegen Schlangenbissen, Hunger oder Kälte, da es in diesen Hütten keine Bettlaken oder kein Feuer gibt und die Familien sie manchmal vergessen. Das System stammt aus alten hinduistischen Praktiken die meist in abgelegenen Gebieten noch praktiziert werden. Das Problem ist, dass die meisten NGOs diese nicht erreichen.
Ich habe 5 Jahre in Großbritannien gelebt und verstehe daher die Unterschiedene zwischen zwei verschiedenen Welten. Ich wollte zurückkommen und mich für mein Land und mein Volk einsetzen. Vor allem für die Menschen, die keine Stimme haben. Ich wurde als ich sehr jung war, von meinem Onkel missbraucht und er hat es bis jetzt nie gestanden. Ich konnte nicht aufhören zu weinen und erzählte meiner ganzen Familie, was er getan hat, aber niemand hat sich für mich eingesetzt. Sie wollten den Ruf des Familiennamens nicht verlieren. Die Leute sagten immer, "eine Hexe greift sie nachts an", weil ich mich tagsüber in dieser Zeit so müde fühlte und ich wirklich Angst hatte. Eines Nachts öffnete ich die Augen, und er war es, der an meinem Bett saß. Zum Glück war es keine Vergewaltigung, sondern „nur“ das Berühren meiner Körperteile. Ich möchte also für die Frauen da draußen kämpfen, denn für mich hat sich niemand eingesetzt - nicht ein einziges Familienmitglied. Und ich stamme aus einer sehr gebildeten Familie, den Brahmanen, der höchsten Kaste in Nepal.
Die Mädchen, die ich zu unterstützen versuche, wurden von klein auf missbraucht, ohne dass jemand sie beschützt hat. Als ich nach Nepal zurückkam, fing ich an, in den Gemeinden zu sprechen und zu erzählen, was "normal" ist, was nicht normal ist und was angezeigt werden kann. Ich habe mich entschlossen, nachdrücklich auf das zu reagieren, was mir passiert ist, und ich möchte dasselbe für meine Mädchen. Der Verstand hat ein tolles Potential, man kann es sich antrainieren stark zu sein, wenn niemand zuhört. Das ist meine größte Inspiration. Sie brauchen jemanden, der ihre Stimme hebt. Dann werden sich andere Frauen anschließen. Es müssen solche weibliche Führungspersönlichkeiten geschaffen werden, damit Frauen anfangen, für sich selbst zu sprechen. Wo es Probleme gibt, gibt es immer auch Lösungen. Man sollte keine Angst haben vor Menschen und davor, was sie von einem denken.
Wenn ich einen Wunsch hätte, dann wäre es, dass Mädchen frei wählen könnten, was sie werden wollen, und nicht von Männern dominiert zu werden. Frauen sollen ihre eigene Stimme haben, ohne sich dafür schämen zu müssen, was die Gesellschaft denken könnte. Unser Platz ist nicht nur in der Küche oder beim Kinderkrieg, wir haben unser eigenes Leben. Ich wünsche mir, dass alle die gleichen Rechte haben.
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